Stadtforschung + Statistik - Ausgabe 2/2021
- 104 Seiten
- Format: 21 x 29,7 cm
- 2021
Während die Flächenversiegelung in Deutschland seit Jahrzehnten kaum gebremst zunimmt, scheinen die Städte grüner zu werden. Eventuell rückt das Grün aber auch nur deutlicher in den Aufmerksamkeitsfokus der Bevölkerung. Und das nicht erst seit den „Fridays for Future“-Demonstrationen. Bereits zum Jahreswechsel 2017/18 wohnten mehr als 49 Millionen der in Deutschland lebenden Menschen in Groß- und Mittelstädten – das sind an die 60 % der Bevölkerung, Tendenz steigend. Allein die 15 großen Großstädte des Landes zählen rund 14,4 Millionen Einwohner. Für sie sind innerstädtische Grünzüge, Parks und Stadtwaldareale nicht nur Freizeitorte mit alltäglicher Erholungsfunktion, sondern auch von hohem gesundheitlichem Wert. Denn, vom kleinen „Unkraut“ bis zum großen Baum, Pflanzen verbessern die Luftqualität und wirken an heißen Sommertagen einer übermäßigen Erhitzung der Stadt entgegen. Zudem beherbergt das Grün naturnaher Flächen im Siedlungsbereich der Städte inzwischen eine größere Artenvielfalt als landwirtschaftlich genutzte Flächen und es fördert das psychische Wohlbefinden vieler Menschen.
Was nun kann Statistik und aktuelle Stadtforschung über das Grün deutscher Städte sagen? Auf diese allgemeine Frage hin wurde für dieses Heft ein buntes Spektrum von Beiträgen zusammengestellt – ohne alle denkbaren Facetten abbilden zu können.
Der Einstiegstext führt uns zunächst eindrücklich vor Augen, wie sensibel das Ökosystem Wald auf vergleichsweise schnelle Veränderung natürlicher Abläufe reagiert – zum Nachteil der Kommune, die über Jahrhunderte vom Wald gelebt hat. Entsprechend müssen Städte heute ein vitales Interesse daran haben, wie es bei ihnen um die Ressource Grün steht. Viele Kommunen wissen jedoch kaum, wieviel und welche Art von Grünflächen es in ihrem Verwaltungsbereich gibt; Grünflächen- und Waldkataster sind oft noch im Aufbau. Und für den Gesamtüberblick auf Bundesebene gab es für die Flächennutzungsstatistik bislang wenig standardisierte Indikatoren, die über Landesgrenzen hinweg vergleichbare Aussagen ermöglichten. Mit neuen Methoden der Fernerkundung wird jetzt versucht, Abhilfe zu schaffen und ein dauerhaftes Grünmonitoring zu entwickeln, das kleinräumig aber noch einige Schwierigkeiten aufweist – wozu sich zwei Autoren äußern. Gleichwohl werden zunehmend neue Techniken eingesetzt, um lokale Grünversorgung oder Ernährungssouveränität oder grundlegende Stoffkreisläufe messend festzustellen, aufeinander zu beziehen und zu verknüpfen – auch dazu werden zwei Ansätze mit unterschiedlichem Fokus präsentiert. Je größer die Stadt desto weniger Fläche gibt es für private Gärten. In den vergangenen Jahren haben sich für das Gärtnern aber Alternativen entwickelt, deren Spektrum ein weiterer Artikel aufzeigt. Und welches Grün wünscht sich die Stadtbevölkerung? Das kann nicht so genau formuliert werden – was drei Analysen auf Grundlage von Befragungen aus unterschiedlicher Perspektive aufzeigen.
Wenn Sie jetzt den Wald vor lauter Grün nicht mehr sehen, kann ich nur empfehlen, weiterzulesen – auch die Beiträge in unseren Rubriken, denn andere Themen gibt es selbstverständlich auch noch. Ich wünsche Neugier auf noch Unbekanntes und nachhaltige Erkenntnisse.
Gabriele Sturm