Stadtforschung + Statistik - Ausgabe 2/2023
- 104 Seiten
- Format: 21 x 29,7 cm
- 2023
Meine Familie bzw. ich wohnten – trotz einiger Ortswechsel – immer in einer Stadt. Das war zeitweise innerhalb der mittelalterlichen Stadtmauern einer Großstadt, zeitweise im vor dem Ersten Weltkrieg erbauten Stadterweiterungsgebiet einer Mittel- oder Großstadt oder auch in nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Ein-/Zweifamilienhausgebieten im Randgebiet einer Mittel- oder Großstadt. Unabhängig vom jeweiligen Wohngebiet und von der sprechenden Person bedeutete der Satz „Ich gehe in die Stadt“ immer das Gleiche: Wir gingen – zunächst häufig ohne konkretes Ziel – dahin, wo die meisten Geschäfte, Cafés bzw. uns fremde Menschen waren, wo es etwas zu beobachten gab, wo möglicherweise Unerwartetes geschehen, anregende Begegnungen stattfinden konnten, dorthin, wo unsere Stadt am urbansten war und ist. Selbstverständlich gingen wir auch „in die Stadt“, wenn Einkäufe anstanden, die über die tägliche Versorgung hinausgingen. Vor allem aber bedeutet(e) „in die Stadt“ zu gehen, Erlebnisse und Abwechslung vom Alltag zu suchen – das konnte auch im Stadtpark sein.
Wenn wir von der „Innenstadt“ sprechen, schwingt solch ein Erlebnischarakter selten mit. Mit Innenstadt ist zunächst nur eine planerische Lagebezeichnung gemeint, verbunden mit all den Bildern moderner Zentrenentwicklung, die vor allem auf Konsumangebote abzielen. Spätestens die mit der Corona-Pandemie einhergehenden Einschränkungen haben jedoch überdeutlich vor Augen geführt, dass die Innenbereiche deutscher Städte schon seit längerem einem Strukturwandel unterliegen, der möglicherweise auch mit einem erneuten Funktionswandel der Zentren einhergeht. Wie sieht es derzeit in deutschen Innenstädten aus? Gibt es bezüglich Angebot und Nutzung innenstädtischer Gelegenheiten Unterschiede zwischen den Städten? Und vor allem: Was können untergemeindliche kommunalstatistische Daten oder Befragungen von Bewohner*innen, Kund*innen oder Stadtbesucher*innen oder vergleichende Beobachtungen zum Themenfeld Innenstadt an empirischen Befunden liefern?
Nun also auf in die Innenstadt mit sechs Facetten einer Bestandsaufnahme: Die Beiträge beleuchten das Schwerpunktthema sowohl aus der Perspektive einzelner Kommunen als auch im überörtlichen Vergleich. In den Studien kommen unterschiedliche Erhebungsmethoden zum Einsatz und es wird sowohl die Situation des Einzelhandels als auch des Wohnens in der City in den analysierenden Blick genommen.
In der Rubrik Stadtforschung schließen sich vier Beiträge an mit spannenden Einblicken in Wanderungsmobilität, Geschlechterverhältnisse und Geld. In der Rubrik Statistik und Informationsmanagement wird mit dem Beitrag zur Erstellung eines qualifizierten Mietspiegels ein früheres Thema wieder aufgenommen. Und in der Rubrik Historie wagen Mitglieder der Ehemaligen-AG des VDSt Rückblicke auf ihren langjährigen Wirkungsort bzw. auf Ereignisse und Entwicklungen aus ihrem früheren Berufsalltag. Zu entdecken gibt es schließlich noch eine Ergänzung zum Themenschwerpunkt.
Die Mitglieder der Redaktion hoffen, dass alle Leser*innen etwas für sie Interessantes oder gar Wichtiges finden.
Gabriele Sturm