Stadtforschung + Statistik - Ausgabe 2/2024
- 109 Seiten
- Format: 21 x 29,7 cm
- 2024
Bevölkerungsprognosen sind unverzichtbar für die Zukunftsgestaltung unserer Gesellschaft. Sie bieten eine wichtige Entscheidungsgrundlage für Politik und Wirtschaft: Mit Blick auf eine alternde Gesellschaft oder zunehmende Urbanisierung helfen Prognosen, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, sei es im Gesundheitswesen, im Bildungssektor oder in der Rentenplanung. Unternehmen profitieren, indem sie den Arbeitsmarkt und das Fachkräfteangebot besser verstehen und sich darauf einstellen können. Auch die öffentliche Infrastruktur – von Schulen bis zur Energieversorgung – lässt sich effizienter planen. Auf kommunaler Ebene sind Bevölkerungsprognosen die Grundlage für Planungen u. a. zu Flächen- und Baulandentwicklung, der Errichtung von Kita-, Sport- und Pflegeeinrichtungen. Bevölkerungsprognosen sind somit nicht nur statistische Daten, sondern entscheidende Werkzeuge für die bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung und eine nachhaltige und gerechte Zukunft.
Es gibt daher vielfältige Gründe, Bevölkerungsprognosen in den Fokus zu rücken und den Kolleginnen und Kollegen im Verband mit der vorliegenden Ausgabe eine Gelegenheit zu bieten, ihre vielfältigen und informativen Prognosen sowie deren zugrundeliegende Methodik vorzustellen.
Zu Beginn wird die Bevölkerungsprognose des BBSR durch Jana Hoymann und Kollegen vorgestellt. Die Prognose zeichnet sich vor allem durch ihre regionalisierte und zugleich bundesweite Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung aus und zeigt in welchen Teilgebieten Deutschlands bis 2045 die Bevölkerung wachsen oder schrumpfen wird. Als ein Ergebnis zeigen Jana Hoymann und Kollegen die sich immer weiter verstärkende räumliche Disparität in der Bevölkerungsentwicklung auf. Von der bundesweiten Betrachtungsebene wechseln wir im nächsten Artikel auf die einer Region: Monika Blaschke und Sabine Briem präsentieren einen Werkstattbericht zur kleinräumigen Bevölkerungsprognose für die Region Hannover inklusive der Landeshauptstadt Hannover – ein beeindruckender Beleg für eine erfolgreiche interkommunale Kooperation, die im Bereich der Bevölkerungsprognose seinesgleichen sucht und nun in der zehnten Auflage erarbeitet wird. Dieter Butz und Jörg Härle aus der Landeshauptstadt Wiesbaden leiten über zu Prognosen auf städtischer Ebene. Neben der Einordnung der Ergebnisse der Bevölkerungsprognose in den überregionalen Kontext wird besonderes Augenmerk auf die methodischen Annahmen und deren Begründung gelegt. Auch Stefanie Huber und Frank Westholt liefern einen wertvollen Beitrag mit ihrem Methodenbericht zur Bevölkerungsprognose 2040 der Stadt Osnabrück. Der Beitrag zeigt auch die Chancen der Einbindung bestimmter Fachplanungen aus unterschiedlichen Bereichen für die zentralen Modellannahmen. Einen vertieften Einblick in eine Teilanalyse zur Aufstellung einer Bevölkerungsprognose gibt der Beitrag von Susann Kowatsch, die mit der Berechnung von Neubaubezieherquoten und Belegungsdichten die Betrachtung künftiger Neubaugebiete im Rahmen der kleinräumigen Bevölkerungsprognose der Stadt Münster im Detail beleuchtet. Aufbauend auf der Bevölkerungsprognose der Stadt Köln beschreiben André Grow-Böser und Kolleginnen ihre Herangehensweise für die Erstellung einer Wohnungsbedarfsprognose. Die detailliert aufbereiteten Arbeitsschritte bieten auch anderen Städten und Gemeinden die Möglichkeit eine solche Prognose zu erstellen. Die meisten Prognosen im (stadt-)regionalen Kontext nutzen die Software SIKURS – das statistische Informationssystem zur kleinräumig gegliederten Umlegung und Projektion einer regionalen Bevölkerungsstruktur. Juliane Schapper und Beate Kaveriappa von Ramin beschreiben in Ihrem Beitrag die Geschichte und Zukunft des Programms und heben die Bedeutung für die Städtestatistik hervor. Zum Abschluss des Schwerpunktes geben Patrizio Vanella und Kollegen einen Überblick über die wesentlichen Vorgehensarten bei der Erstellung von Bevölkerungsprognosen, diskutieren kritisch über Unsicherheiten in Projektionen der zukünftigen Bevölkerung und die zur Verfügung stehenden Daten.
Ergänzend zum Schwerpunkt Bevölkerungsprognosen finden Sie in dieser Ausgabe auch Beiträge in den Rubriken Stadtforschung, Statistik und Informationsmanagement: Teresa Grundmann und Cornelia Müller berichten über Generationenverhältnisse im Wandel und untersuchen mittels historischer Daten der Innerstädtischen Raumbeobachtung Trends in Ost- und Westdeutschen Großstädten seit 1992. Aura Moldovan, Kolleginnen und Kollegen vergleichen die Messung von Wanderungsmotiven in offenen und standardisierten Befragungen und stellen nicht zu vernachlässigende Unterschiede fest, die in Empfehlungen für die Konzeption von Wanderungsmotivbefragungen und von Antwortlisten resultieren.
In der Rubrik Statistik und Informationsmanagement schlagen Christian Gerten und Stefan Fina neue Ansätze in der Ausweisung städtebaulicher Sanierungsgebiete vor, indem sie Methoden aus der Wallkability Forschung und kleinräumiger Prognosen miteinander verbinden. Im letzten Beitrag dieser Ausgabe stellen sich Till Heinsohn und Attina Mäding die Frage, ob sich der kommunalstatistisch abgeleitete Migrationshintergrund mit der Selbstwahrnehmung der mutmaßlich betroffenen Personen deckt und untersuchen dies empirisch auf der Grundlage der Stuttgart Umfrage 2023.
Wir hoffen, dass dieses Heft allen Leserinnen und Lesern einen umfassenden Einblick in die Praxis der Bevölkerungsprognosen bietet und wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre.
Grit Müller und Nadine Blätgen